Vietnamesische Küche – von Variationen und Einflüssen bis hin zu kultureller Reflexion
Neben der wunderbaren Landschaft, der einladenden Gastlichkeit und der gewinnenden Freundlichkeit Vietnams und seiner Einwohner, rundet die international einzigartige Küche den Gesamteindruck des Landes ab. Die Küche ist bekanntermaßen sehr facettenreich und diffizil, so kann man im Norden andere Speisen genießen als im Zentrum oder im Süden. Allerdings können Unterschiede auch auf kleiner Distanz groß sein. Neben seinen vielen Facetten soll die vietnamesische Küche auch sehr geschmackvoll, ausgewogen und gesund sein - mit all seinen Kräutern und Gewürzen, die bei jedem Gericht zum tragen kommen.
Regionale Unterschiede
Die Küche des Nordens: Die meisten Gerichte dieses Landesteils sind sehr farbenfroh und zeichnen sich durch einen sehr neutralen Geschmack aus, denn hier würzt jeder frisch nach, je nach Präferenz, wobei hier meist die vielgelobte Fischsauce (nuoc mam) oder Schrimpspaste zum Einsatz kommen. Hanoi, in dem alle kulinarischen Köstlichkeiten des Nordens zusammenfinden, ist berühmt für gewisse Gerichte wie Pho Ga, Bun thang, Bun cha, Bun oc, Com (Grüner Knusperreis aus Vong) und Banh cuon Thanh Tri (gedünstete Reisrollen). Obwohl sie alle geschmacklich variieren sollte man jedes einmal kosten - es ist es wert! Belostomatid-Essenz und vietnamesischer Basilikum aus Lang sind Zutaten, die einzig in Hanoi genutzt werden.
Die Küche Zentralvietnams: Die Menschen in Zentralvietnam scheinen die pingeligsten Diners unter den Vietnamesen zu sein. Sie mögen ihre Speisen genau richtig gewürzt, mit starkem Geschmack und sehr scharf. Rot und dunkelbraun sind hier die vorwiegenden Farben. Bekannte Gewürze der Gegend sind beispielsweise "Mam tom chua" (aus Schrimps und grünen Papaya) und verschiedene Varianten der Shrimppaste. Die kaiserliche Küche hat hier scheinbar stärkeren Einfluss nach außen gehabt. Genau genommen sind viele Gäste Hues sehr beeindruckt, wenn sie die Erfahrung eines kaiserlichen Essens machen, das tatsächlich dem "kaiserlichen Kochbuch" entstammt. Alles in allem zeichnet sich diese Küche durch seine Würze und interessante Geschmäcker aus, wird in vielen kleinen Schalen schön dekoriert und begeistert viele Gäste.
Die Küche des Südens: Diese verkörpert chinesische, kambodschanische und Thai-Küche. Hier sind die Speisen eher süßer und schärfer. Das Kochverhalten der Ansässigen spiegelt ihre Art des sauberen Ackerbaus, der effizienten Fischtrocknung und -lagerung wieder, die von der hohen Fruchtbarkeit des Mekong-Deltas herrührt und der damit verbundenen Aufgabe der Versorgung des Landes mit Lebensmitteln. Salzgetrocknete Fische sind hier ein Hauptbestandteil vieler beliebter Speisen. Bewohner auf dem Land bereiten Speisen oft aus rohen Zutaten zu, die es auf den Feldern gibt, wie gegrillte Schlammfische oder Mungobohnenbrei. Viele der heute "vietnamesischen" Nudelgerichte kommen ursprünglich aus dem Süden, wie Bun mam (Reisnudel-Schrimpspasten-Suppe), Hu tieu My Tho oder Bun nuoc leo Soc Trang (Reisnudelsuppe).
Die Küchen der ethnischen Minderheiten: Aktuell gibt es 54 Minderheitengruppen im Land und da Vietnam selbst eine sehr verzwickte Kultur hat wird sie von diesen Minderheiten nur noch differenzierter. Während die zentralvietnamesischen Bergvölker rohes rohes Schwein mit Kräutern und Gewürzen vorbereiten, ehe sie es kochen, gibt es im Nordwesten auch bekannte Gerichte wie Pho chua (saure Pho), Ferkel, geröstete Ente, Coong Phu Kuchen, gegrillten Klebreis oder saures Fleisch.
Einflüsse auf die vietnamesische Küche
In asiatischen Kulturen spielen die fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Metall und Holz eine große Rolle und haben somit Eingang in den Alltag gefunden, da sie ja auch Teil des Alltags sind. Natürlich ist die vietnamesische Küche hier keine Ausnahme, da sie den Eingang dieser fünf Elemente sozusagen wiederspiegelt, durch Geschmack und Farbe der Gerichte. Die herrliche Balance zwischen flüssig und fest, Proteinen und Fetten, Gewürzen und Mineralien; die Verkörperung der fünf Farben durch die Mahlzeiten: Gelb (Erde), schwarz (Wasser), rot (Feuer), weiß (Metall) und grün (Holz); die gezielte Nutzung von sauer, süß, bitter, salzig und scharf; all jene Charaktereigenschaften machen das Essen aus.
Die Kombination einer Reihe von Kräutern und Wurzeln (diese verfeinern den Geschmack der Speisen) verkörpern das Prinzip von Yin und Yang im Zuge ihrer täglichen Aktivitäten - hier natürlich dem Kochen. Frische und Kalte Speisen werden durch warme und heiße Gegenstücke ausgeglichen. Sauer (yin) und scharf (yang) harmonieren. Die Balance zwischen Yin und Yang wird auch durch die Wahl der Kräuter gezeigt und die Sitte, das zu servieren, was zur Saison und den Wetterbedingungen passt. Im Norden ist Pho (Suppe) einen herrliche warme Speise für den Winter, während man Ente als kaltes Essen einstuft, das traditionell mit warmer Ingwer-Fisch-Sauce serviert wird. Alles ist ein Zusammenspiel aus Yin und Yang.
Kultur und Geist vietnamesischer Küche
In Vietnam spiegelt die Küche die Kultur und den Geist des Volkes wieder. Ihre kulinarische Kultur ist ein wichtiger Aspekt, den Einzelpersonen nutzen können, um anderen beim Essen eine Freude zu machen - eine Zeit in der man auch herrlich kommunizieren kann. Wie man sich beim Essen in der Öffentlichkeit oder auch in der Familie verhält hängt größtenteils von Traditionen ab. Respekt, Selbstachtung und Vorsicht sind geboten, wann immer Sie essen. Dass die Familie gemeinsam isst, ist in Vietnam selbstverständlich und Tradition, da die Familie hier Zeit miteinander verbringen, sich entspannen und austauschen kann. Man versammelt sich gewöhnlich am Esstisch, um gemeinsam zu speisen. Von den jüngeren wird erwartet, den älteren Vorrang zu gewähren. So erweist man den Älteren Respekt, was den Familiengeist stärkt - allgemein ein toller Aspekt vietnamesischer Kultur. Tatsächlich handeln viele vietnamesische Sprichwörter von den Essgewohnheiten der Menschen. "Wenn du isst, prüfe Pfannen und Töpfe; wenn du sitzt, prüfe die Richtung;" oder "Kaue beim Essen gut und denke bevor du sprichst".
Jemanden zum Essen bei sich daheim einzuladen gehört zu den kulturellen Gepflogenheiten. Familien oder Einzelpersonen zeigen auf Partys gerne durch eine reichliche Auswahl dezidierter Speisen, wie herzlich willkommen und wichtig ihnen die Gäste sind. Auch wenn das Essen, das sie vorbereiten, lediglich dem Vergnügen des Gastes dient, ist das gesamte Konzept ein Spiegel vietnamesischer Gastfreundlichkeit.