Das Lan-Bao Hieu Festival - Lehre, Gebete und Nahrung
Auch wenn Vietnam eine Mischung verschiedener Kulturen und Traditionen ist, haben der Konfuzianismus und Buddhismus dort wohl den größten Einfluss auf das Leben. Da elterliche Ehrerbietung zu den höchsten Verpflichtungen eines jeden Konfuzius-Gläubigen gehört, kann man diese in Vietnam häufig beobachten. Bei vielen Ritualen und Veranstaltungen stehen ebendiese Pflichten gegenüber den Ahnen im Zentrum ihrer Durchführung, was auch tägliche Gebete am Ahnenaltar beinhaltet. Ein besonderes Fest, das monatelange Vu Lan-Bau Hieu Festival ist wohl das Prominenteste dieser Art. Das Festival beginnt am 15. Tag des siebten Mondmonats, der 2010 auf den 24. August viel. Es ist einer jener Jahresabschnitte, in denen die Pagoden noch bevölkerter sind als ohnehin. Die Vien Giac Pagode in Ho Chi Minh Stadts Tan Binh Distrikt ist eine von jenen, die am 15. Tag des siebten Mondmonats besonders viele Besucher empfangen und beherbergen muss. In dieser Zeit ist es für die Gesellschaft als Ganzes möglich, nicht nur für Buddhisten, Pagoden zu besuchen und für die Ahnen zu beten, während Mönche jeden Abend aus der Ullambana Sutra und der Bao Hieu Phu Mau An Sutra (Die Erfüllung der Ahnenpflicht gegenüber den Eltern) lesen. Bao Hieu Phu Mau An Sutra beinhaltet Buddhas Gedanken über die Verpflichtung eines Kindes gegenüber seinen Eltern und das Schicksal, das jene im Nachleben erleiden werden, die ihre Eltern schlecht behandeln. Das Ullambana Sutra ist ein Diskurs von Gautama Buddha. Während diese gelesen werden, wird die Geschichte von Maudgalyayana erzählt - eine alte Geschichte, die tief mit den Tugenden des Ahnenkults einhergehen und erzählen, wie Maudagalyayana die Seele ihrer verschiedenen Mutter durch Gebete und Nahrung, die sie beschichtigen sollte, rettete. Durch die Verstrickung von Glauben und Bräuchen ist ein Merkmal dieses Monats die Versammlung von Völkerscharen an den Pagoden, um vegetarisch zu essen. Bereits seit langer Zeit stellen die Pagoden ihren Besuchern zu dieser Jahreszeit dann vegetarisches Essen umsonst zur Verfügung. Jenen Menschen, die ein solches Mahl, das in der Pagode zubereitet wurde, essen, soll es Glück und Gesundheit bescheren. Einer der beliebtesten Stops für Gläubige ist auch die Vien Giac Pagode, die Besuchern von 9 Uhr früh bis abends um 4 vegetarisches Essen kredenzt. Andere Pagoden haben ähnliche Praktiken, allerdings ist das was sie servieren abhängig davon, welche Besucherzahlen sie erwarten und was von Fall zu Fall logistisch möglich ist. In der Phung Son Pagode im Distrikt 11 beispielsweise sitzt man an 10er Tischen und wird von freiwilligen bedient, was die Freundschaft und den guten Willen zwischen Freunden, Verwandten und Fremden stärkt. Andererseits bieten die Pagoden auf dem Land eine frischere und freundlichere Atmosphäre, sowie mehr Platz, während die Ansässigen ausnahmslos nicht nur ausgesucht vegetarisch essen, aber auch Freundschaft und Gastfreundlichkeit anzubieten haben. Wegen dieser Praxis und der wachsenden Popularität vegetarischer Nahrung gibt es bereits Pagoden die sich durch ihre jährliche Essensausgabe bereits einen Namen gemacht haben - in ihrer kulinarischen Expertise. Die Phat Nhut Pagode im Chau Thanh Distrikt ist einer der bekanntesten Orte für vorzügliches vegetarisches Essen. Da mehr und mehr Menschen die jährlichen Feste besuchen, werden 300 Gäste am betreffenden Tag erwartet. Es haben sich auch schon "beliebteste Speisen" unter den Gästen herumgesprochen. Saure Suppe (mit Minze, Tomate, Tofu und Gemüse) oder Kiểm-Suppe (Süßkartoffel, Erdnus, Brotfrucht, Kokosnuss und anderes) sind die begehrtesten auf der Speisekarte. Nach dem Essen beginnen langanhaltende Zeremonien in der Pagode, die die Gäste daran erinnern, was gefeiert wird. Meist findet diese Zeremonie bereits am 14. Tag des siebten Monats statt. Hingebungsvollen Teilnehmern, deren Eltern noch leben, werden rote Rosen angeheftet, während jenen mit gestorbenen Eltern weiße Rosen anhaften. Es gibt Pagoden, die jährlich etwa 700 Rosen für derartige Zeremonien vorbereiten. Die Zeremonie ermuntert Kinder die Opfer zu verinnerlichen, die ihre Eltern durch ihre Erziehung auf sich nehmen mussten, für deren Gegenwart dankbar zu sein sofern sie noch leben oder sie ansonsten so zu ehren, wie sie es verdienen. Mit der Tugend eines guten Nachkommen und ehrfürchtiger Verehrung, die als die höchste Tugend in vietnamesischen Familien gilt, werden Festivals wie das Vu Lan-Bao Hieu immer unter den beliebtesten bleiben und gern gefeiert werden.