Hat Tuong: Eine vietnamesische, musikalische Kunstvorstellung
In Südvietnam auch als Hát Bội bekannt, ist das Hát Tuồng (oder einfach Tuồng) ein nationales klassisches Theater in dramatischer Kunstform, das die reiche und einzigartige Kultur des Landes widerspiegelt. Als eine der ältesten des Landes hat diese Kunstform bereits im 12. Jh. existiert. Man sagt ihr nach, sie sei ursprünglich von der chinesischen Oper abgekupfert, habe sich aber später weiterentwickelt, verändert und schließlich in eine neue Form der Kunst mit verkörperten vietnamesischen Charakteristika und vietnamesischer Natur verwandelt. Die Einführung des Tuồng in Vietnam kam Legenden zufolge in der Zeit des Vietnamesisch-Mongolischen Konflikts während der Yuan-Dynastie, als ein wohl bekannter chinesischer Opernkünstler von den Vietnamesen gefangen gehalten wurde, der dann vom kaiserlichen Hof gebeten wurde, seine Fähigkeiten im Theater weiterzugeben. Dies, so sagt man, sei der Ursprung des Tuồng im vietnamesischen Kaiserhof, der Elite. Später sei sie von der Bevölkerung und reisenden Truppen übernommen worden. Es dauerte nicht lange, bis die Kunst im ganzen Land beliebt und von der Bevölkerung gern gesehen war, vom Diener bis hin zum Kaiser. Tuồng-Aufführungen sind hoch stilistisch und greifen auf komplizierte Symbolik zurück, wofür es der technischen Meisterschaft der Schauspieler bedarf, um die individuellen Charaktere fassen zu können, die sie beschreiben sollen. Die Gesichtsbemalung der Schauspieler ist ein wichtiger Teil der Aufführung, die dazu dient, dass der Zuschauer Charaktere schnell identifizieren und ihre Persönlichkeit einschätzen kann. Ein schwarzer, lockiger Bart steht für einen verschlagenen und aggressiven Charakter. Ein Drachenbart (Schnauzbart) würde eher einen König oder Noblen charakterisieren. Ein Fuchs- oder Ziegenbart könnte Gerissenheit oder betrügerische Absichten implizieren. Ein haarloser Charakter hingegen stellt einen Schüler oder Jüngling dar. Die Kostüme der Tuồng-Charaktere sind typischerweise ausgetüftelt und extravagant. Die Bühne ist ebenfalls spärlich und das Setting ist eher zu erschließen, als klar erkennbar. Beispielsweise könnte eine Kampfszene zwischen zwei Akteuren ein Bild für eine Schlacht zwischen tausenden Soldaten verschiedener Lager sein oder ein Akteur der eine Peitsche schwingt das Bild eines Mannes zu Pferd implizieren. Ein Akteur mit Ruder lässt einen augenblicklich an eine Szene zu See denken und der Charakter befindet sich vermutlich auf einem Schiff. All diese symbolischen Merkmale kombiniert rufen beim Zuschauer Begeisterung hervor und bringen seine Phantasie ins Spiel. Tuồng-Schauspiele können variieren und regionale Spezifikationen aufweisen. Zwischen Vietnams Norden, Zentrum und Süden kann man die Genres weiterklassifizieren in traditionelle und akademische Tuồng, hinzu kommen die komischen oder satirischen Tuồng. Auch wenn Tuồng als alte Kunstrofm bekannt ist, gibt es auch neue Geschichten und Pointen (wie die Bemühungen um nationale Freiheit), die permanent in die Kunst hineingearbeitet werden, damit die Kunst unter Vietnamesen aktuell, relevant und somit populär bleiben kann.