Phuoc Tich Töpferei
Etwa 40 Kilometer nördlich von Hue liegt das Städtchen Phuoc Tich - seit über 500 Jahren berühmt für die herrliche Weltklassekeramik, die dort hergestellt wird. Die geübten Töpfer aus Phuoc Tich stellen für gewöhnlich Schalen, Kessel, Töpfe und Krüge her. Doch seit 1470 ist das Örtchen geschichtsträchtig, denn seither hatte es die Gelegenheit seine Tonwaren nicht nur an einen sondern gleich an einige Kaiser der Nguyen-Dynastie und mehrere Paläste zu liefern. Tatsächlich wird ihnen eine derartige historische Bedeutung zugesprochen, dass sie im Hue Royal Fine Arts Museum verwahrt und ausgestellt werden. Le Trong Dien ist ein Handwerker, der das große Glück hat, gleich mehrere hundert Jahre alte Stücke Töpferhandwerk zu besitzen. Er besitzt sogar eine der Reisschalen, die für die Kaiser bestimmt waren. Das Töpferhandwerk aus Phuoc Tich ist derart bekannt, dass es sprichwörtlich geworden ist: “Om Phuoc Tich ngon com hoang de” heißt so viel wie "Die Schüsseln aus Phuoc Tich machten dem Kaiser den Reis schmackhaft". Lokale Legenden berichten davon, dass die Kaiser der Nguyen-Dynastie täglich zwei Schalen nutzten, da sie nach dem Essen zerbrochen wurden. Demzufolge aß ein Kaiser niemals zwei Mal aus der gleichen Schale. Ein ehemaliger Vorstand der Phuoc Tich Töpferei-Kooperative (der nach fast 30 Jahren in seinem Business genug Wissen darüber gesammelt hat) erinnert sich daran, dass die Töpfe derart beliebt waren, dass sie, wenn man sie aus dem Brennofen holte, bereits verkauft waren. Boote aus dem ganzen Land kamen den ganzen Tag um die hochqualitative Keramik zu kaufen. 12 Brennöfen liefen parallel und das pausenlos. Möglicherweise ist das Besondere an der Phuoc Tich Töpferei das Material. Die Grundlage der Töpferei des Dorfes ist Lehm aus der Region Dien Khanh im Norden der Provinz Qoang Tri, etwa 30 km weiter. Neben der hohen Qualität wird der Lehm bis ins Detail vorbereitet, bevor er in Tongegenstände verwandelt wird. Wenn es in die gewünschte Form gebracht worden ist, wird es sehr hoch erhitzt, was das Material stark und fest macht, die Farbe jedoch nicht zerstört. Le Ba Cang ist Dozent an der Hue University und hat tatsächlich jahrelange Studien zur Phuoc Tich Töpferei betrieben. Basierend auf ihren langen und intensiven Studien ist die Farbe der ausschlaggebende Punkt für die Beliebtheit der Phuoc Tich Töpferei. Gestützt wird die Qualität des Materials jedoch durch die hochqualitative Arbeit, die dem Verbraucher Sicherheit und Bestand vermittelt. Doch wie jeder Geschäftszweig litt auch die Töpferei unter dem Krieg und lange Zeit waren die Brennöfen stillgelegt. Nach Kriegsende im Jahr 1975 gründete man die Phuoc Tich Töpferei-Kooperative, die bis 1986 Bestand hatte. Nach 1989 jedoch brach das Geschäft langsam zusammen, bis 1995 der letzte Brennofen abgestellt und der Betrieb eingestellt wurde. 2006 jedoch sind die Brennöfen wieder eingerichtet worden, um den historischen Handel wiederzubeleben. Die ersten zwei Tonprodukte wurden auf dem Hue Traditional Trade Festival 2009 vorgestellt. Man plante eine Wiederbelebung des Töpferhandwerks in Phuoc Tich. Im gleichen Jahr begann man mit einem Gemeinschaftsprojekt der Hue University of Arts und den Handwerkern in Phuoc Tich, bei dem 250 Töpferprodukte hergestellt wurden, die nun im Südlichen Kulturzentrum in Hue ausstehen. Um mit der Zeit zu gehen werden in Phuoc Tich heute auch dekorative Tonprodukte hergestellt. Auch die Öfen wurden modernisiert und sind gas- und nicht feuerbetrieben. Weiterhin entstehen neue Produkte und die traditionelle Töpferei hat somit wieder eine Chance.