Chau Ro Gongs verbinden die Lebenden und die Toten
Die Menschen des zentralen Hochlands glauben, dass der Klang der Gongs den Menschen die Verbindung zu spirituellen Welten ermöglicht, zu denen lebende und tote Zugang haben. Gongs werden hier stark mit den verschiedenen Lebensabschnitten assoziiert. In der "Hauch-Ins-Ohr" Zeremonie für neugeborene Kinder dient der Klang eines Gongs dazu, die offizielle Anerkennung eines neuen Mitglieds der Gemeinschaft zu verkünden. Wenn Mann und Frau heiraten dient der Gongschlag während der Zeremonie des Halskettentauschs dazu, das junge Paar daran zu erinnern, die Traditionen der Familie und Gemeinschaft zu bewahren. Dieser Klang ist so tief, dass er jedem nur einmal im Leben gespielt wird. Die Menschen der Chau Ro Minderheitsgruppe leben hauptsächlich in der Provinz Ba Ria Vung Tau. Ihre Gongs erzeugen keine lauten Klänger, sondern tiefe, weiche Klänge, die im Herzen des Zuhörers wiederklingen. Solche Klänge hört man nur bei Ritualen, die Djinns verehren, um bessere Ernte bitten oder für Gesundheit beten. Das Gong-Orchester der Chau Ro beinhaltet 5 Gongs verschiedener Größe. Der größte, der Muttergong bestimmt die Stimmung für das gesamte Orchester. Jeder Chau Ro kann jeden der 5 Gongs spielen. Es ist nicht bekannt, ob die Chau Ro früher mehr Lieder auf dem Gong spielten, gewiss ist, dass heute nur wenige gespielt werden, wie das "Herzlich Willkommen", das Gebet für Regen und den "Reis-Djinn". Nguyen Van Sau, ein Chau Ro aus Tan Chau spielt die Gongs nun schon einige Jahre, kann aber nur 2 Lieder spielen und auch nur die Gongs 1 bis 4. Er lernt gerade, mit dem 5. Gong zu spielen - dem Muttergong. Sau sagt, die Gongs würden von der kleinsten beim Anspielen hin zu den größeren gespielt. Die kleineren werden als Rufer verstanden, die größeren antworten. Dies wechselt jedoch, bis die kleinere der von der größeren gerufen wird. "Chau Ro Gongs unterscheiden sich von denen jeder anderen ethnischen Minderheit. Wir benutzen Gongs jeder größe, die 5 Spieler zusammen spielen können, um verschiedene Klänge auszutauschen. Früher haben unsere Vorfahren verschiedene Stimmungen für Gongs komponiert und diese sind bis heute überliefert worden, wodurch der Rhythmus des Gong unverändert blieb. Doch leider haben wir von den vielen Stimmungen nur einige wiedergefunden," sagt Sau. Für die Chau Ro sind Gongs heilige Gegenstände. Sie spielen die Gongs nur während rituellen Zeremonien um den Reis- oder Wald-Djinn zu verehren oder um Gesundheit zu erbitten. In alten Zeiten hat bei Krankheitsfällen ein Zaubermeister eine Zeremonie abgehalten, um die bösen Geister zu vertreiben und dabei Gongs gespielt, um seine Gebete an die Djinns weiterzuleiten. Während es den Frauen anderer Minderheiten verboten ist, Gongs zu spielen, dürfen bei den Chau Ro alle spielen: Männer und Frauen. Der Beste Spieler aus Saus Truppe ist der 65 Jahre alte Ly Thi Nhuyen, der den Gong seit 40 Jahren spielt. Er spielt den Muttergong und ist der berüchtigtste Gongspieler der Chau Ro. Er sagt, dass derjenige, der den Muttergong spielt jedes andere Instrument des Orchesters auch spielen können muss. "Nur wenige Auserwählte dürfen den Muttergong spielen," sagt Nhuyen, "Man muss alle Gongs, Abläufe und Stimmungen kennen, die vorkommen, denn wenn man nur einmal etwas falsch macht wird das gesamte Orchester herauskommen. Der Spieler muss also genau auf den Klang der Gongs achten, die sehr weich sein müssen. Ich habe verschiedene Male mit anderen ethnischen Truppen musiziert und bemerkt, dass jeder Gong seinen eigenen Klang hat. Während Gongs anderer Gruppen gespielt werden, um Tanz zu begleiten, was sehr aufregend und laut ist, spielen wir Chau Ro sehr weiche, ruhige Klänge, weil sie dem Klang unserer Seele entsprechen." Für die Chau Ro ist der Klang des Gongs der Klang des täglichen Lebens, der ihre Seelen widerspiegelt.