Zeitgenössische traditionelle Hochzeiten
Der Pfad des Wandels Im Vergleich dazu, wie Hochzeiten in der Vergangenheit Vietnams stattfanden, gibt es heute bemerkenswerte und erhebliche Unterschiede bei modernen traditionellen Hochzeiten. Die Kosten sind noch die offensichtlichsten. Da die natürliche Sozialisierung der Menschen wächst, entsteht durch diese sozialen Kontakte Druck, da von jungen Paaren erwartet wird, eine riesige Hochzeit zu feiern und alle Freunde und Bekannten einzuladen. In dem Versuch, gesellschaftlich das Gesicht zu wahren wenden junge Paare oder deren Familien häufig ihre gesamten Ersparnisse auf oder Leihen sich große Summen, die sie dann ihre Lebtage lang abzahlen. Auch das Alter der Paare, die sich vermählen lassen wollen hat sich verändert. Früher lag das Durchschnittsalter bei Frauen zwischen 16 und 18, bei Männern zwischen 20 und 21. In diesem Alter war die Heirat am günstigsten. Doch mit dem westlichen Einfluss und der Vorsicht, die durch Werte wie Erziehung, Volljährigkeit und Karrieremöglichkeiten entstehen, stieg das Durchschnittsalter drastisch an. Nur in der Arbeiterschicht ist der Durchschnitt niedriger geblieben. Zeitgenössischer Glaube In alter Zeit beschlossen die Eltern beider Familien mündlich die Vermählung ihrer Kinder und weder die Braut, noch der Bräutigam hatten die Möglichkeit, dem Wunsch ihrer Eltern zu widersprechen. Heutzutage ist diese Vorgehensweise jedoch nicht mehr so verbreitet, wie in der Vergangenheit. Trotzdem wird der Meinung der Eltern immer noch großer Respekt gezollt und sollten die Eltern den möglichen Partner als unzulänglich erachten müssen die jungen Menschen das akzeptieren und im Ernstfall die Beziehung beenden. Frauen über 30 und Männer über 35 werden als zu alt zum Heiraten angesehen. Üblicherweise werden die Bemühungen der Individuen und Familien, einen passenden Partner zu finden, dann weniger. Für diese geht es nur noch darum, überhaupt einen Partner zu finden, bevor man alleine bleibt. Viele junge Menschen suchen Astrologen auf, um sich deuten zu lassen, ob die geplante Verbindung unter einem guten Stern steht. Sollte der Astrologe von der Verbindung abraten, wird sich das junge Paar meist trennen und die Hochzeitspläne abblasen. Eine Hochzeit angehen Bevor die Hochzeit stattfindet, werden die Eltern des jungen Mannes gewöhnlich einen Wahrsager konsultieren, um zu sehen, ob das Paar dafür bestimmt ist, Mann und Frau zu sein. Sollte dies der Fall sein plant die Familie für ihren Sohn eine formelle Bitte um die Hand der jungen Frau. Normalerweise wird die Bitte von den Eltern des Mannes persönlich vorgebracht, bei Waisen macht es eine Tante oder ein Onkel, begleitet von einem Mittelsmann, der die Eltern der jungen Frau auch informiert. Die Abordnung führt auch Geschenke wie Betelblätter und Arecanüsse mit sich und fragt, was die Familie für die Hand ihrer Tochter verlange. Gewönlich wird ein Betrag gefordert, der die Kosten der Hochzeitsvorbereitung deckt. Die Verlobung Die nächste Station auf dem Weg ist der Zeitraum der Verlobung, der meist wenige Monate nach dem Konsens der Eltern beginnt. Es kann aber auch - je nach Umständen - länger dauern, da der Partner entweder an einer weit entfernten Universität studiert oder abseits arbeitet. Doch im Glauben der Vietnamesen haben sich Tage festgesetzt, an denen eine Verlobung oder Hochzeit besser oder schlechter ist, weshalb die Tage peinlich genau ausgesucht und nicht selten von einem Wahrsager bestätigt werden. Wenn die Frau oder ihre Familie die Verlobung mit Begründung löst erwartet man, dass die Geschenke der Familie des jungen Mannes zurück gegeben werden. Falls der Mann jedoch selbst aussteigt darf die Familie des Mädchens die Geschenke behalten. Die Verlobungsfeier ist eine ruhige Zeremonie. An diesem Tag kommt der junge Mann mit seiner ganzen Familie ins Haus der "Braut" und bringen Geschenke wie Betel, Kuchen, Wein und Zigaretten mit. Traditionell trägt die junge Frau einen roten Ao Dai und ein Bankett wird abgehalten, nachdem formale Rituale vor dem Ahnenaltar abgehalten wurden. Die Verlobungszeremonie wird als Gelegenheit für die Familie der jungen Frau begriffen, die Familie des "Bräutigams" kennenzulernen. Der Hochzeitstag Die Hochzeit ist die letzte Etappe der gesamten Vorbereitung. Braut und Bräutigam werden absichtlich daran gehindert, einander vor der Zeremonie zu sehen, denn das soll Unglück bringen und ein schlechtes Omen sein. In der Nacht vor der Hochzeit wird die Brautmutter das Haar der Tochter mit verschiedenen Kämmen durchkämmen, die alle eine symbolische Bedeutung haben. Den dritten Kamm hält man für den Wichtigsten, da er die Möglichkeit birgt, um Glück und Zufriedenheit zu bitten. Am Hochzeitstag versammelt sich die Familie der Braut gemeinsam mit den eingeladenen Gästen in deren Haus und alle warten auf den Bräutigam. Kurz bevor der Bräutigam mit seiner Begleitung kommt zieht sich die Braut zurück, um ihr Hochzeitskleid anzuziehen. Geschenke von der Familie des Bräutigams Die Eltern des Bräutigams und seine direkten Verwandten werden von einer geraden Anzahl junger in Hemd und Krawatte begleitet, die schwarze Hosen tragen. Jeder trägt ein Tablett, das in roten Stoff gehüllt ist oder alternativ große rote und goldene Kanister, die die üblichen Geschenke bergen. Auch wenn es früher üblich war all dies mit sich zu tragen werden heute Automobile zum Transport bevorzugt. In der vietnamesischen Tradition ist Rot die Farbe des Glücks, das in eine aussichtreiche Zukunft führt. Deshalb ist es bei Hochzeiten sehr dominierend. Solcher Glaube ist selbst heute noch weit verbreitet. Selbst wenn es nun einige Veränderungen der traditionellen Hochzeit gegeben hat, ist das Konzept doch gleich geblieben. Wenn die jungen Männer also ankommen, stehen ebenso viele junge Frauen - in roten Ao Dais - bereit, um die Geschenke in Empfang zu nehmen und ins Haus zu bringen. Es gibt einen Aberglauben, der besagt, dass jeder, der bei einer Hochzeitszeremonie aushilft und keinen Lohn als Kompensation erhält, egal ob Geld oder Güter, nicht heiraten wird. Deshalb wird jedem der Männer, wenn er das Geschenk übergibt im Gegenzug ein kleiner Betrag Geld von der Frau gegeben. Die Annahme der Geschenke Das führende Paar der Abordnung des Bräutigams betritt das Haus der Braut und trägt ein paar kleine Gläser Wein auf einem Tablett mit sich und bietet den Eltern der Braut an, zu trinken. Wenn diese Einladung akzeptiert wird, wird auch der Gesellschaft des Bräutigams symbolisch zugestimmt. Früher wurde die Akzeptanz oft mit Krachern gefeiert. Aber das hohe Unfallrisiko und neue Gesetze haben diese Tradition beendet. Nun stellt sich die Familie des Bräutigams vor und bittet für ihren Sohn um die Erlaubnis, die Tochter der Familie heiraten zu dürfen. Eine Ehrenperson aus der Familie der Braut ist normalerweise Gastgeber der Zeremonie und gibt den Eltern der Braut Bescheid, ihre Tochter formell zu präsentieren. Nun kommt die Braut im traditionell roten Ao Dai zum Vorschein. Der Bräutigam trägt einen Anzug oder schwarzen Ao Dai. Die Zeremonie Die Hochzeitszeremonie findet vor dem Altar statt. Braut und Bräutigam knien sich nieder, um zu beten und ihre Vorfahren um ihren Segen für die Vermählung zu bitten. Dann erweist das Paar den Eltern der Braut seinen Respekt, indem es sich vor diesen verbeugt und ihnen für die Erziehung und den Schutz seit der Geburt dankt. Danach verbeugen sich die Partner voreinander, so dass sie sich berühren - eine Geste der Dankbarkeit und des Respekts füreinander. Dann rät ihnen der Zeremonienmeister, eine neue Familie zu gründen. Danach geben ihnen die Eltern beider Seiten Ratschläge und Erfahrungswerte, sowie Segenswünsche mit. Nun werden Hochzeitsringe getauscht. Eltern machen frisch verheirateten oft wertvolle Geschenke wie goldene Armreife, Ohrringe oder andere wertvolle Dinge. Das Hochzeitsbankett Nach der Zeremonie schließen sich die Familien beider Ehepartner den Gästen, die nicht an der Zeremonie teilgenommen haben, beim großen Bankett an. Dies ist meist eine riesige Veranstaltung, zu der hunderte kommen. Das Paar und ihre Familien werden ein weiteres mal Vorgestellt und auf das junge Paar wird angestoßen. Danach werden Speisen serviert. Nun müssen Braut, Bräutigam und ihre Eltern jeden einzelnen Tisch besuchen und ihren Gästen danken. An jedem Tisch erhält das junge Paar dafür Umschläge, die meist Hochzeitskarten oder Geld enthalten. Nach dem Bankett geht die Braut mit der Gesellschaft des Bräutigams zu dessen Haus zurück, da sie nun zu dessen Familie gehört. Bald darauf folgt auch die Gesellschaft der Braut, um sich das Haus des Bräutigams anzusehen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Tochter nun in guter Hand ist und die Unterkunft komfortabel ist.